Es war an einem Weihnachtstag Mitte der siebziger Jahre, als die Neugier eines kleinen Jungen die Weichen für eine bemerkenswerte Musikerkarriere stellte. An diesem Morgen nämlich schleicht sich der gerade vierjährige Lutz Krajenski in das Arbeitszimmer des Vaters, befreit mit großer Mühe dessen Akkordeon von seiner Verpackung und versucht vehement, demselben einige Töne zu entlocken.
Lutz´ Großvater, ein ausgemachter Tüftler und Bastler, ehemals Schlosser von Beruf, konstruierte bald darauf für seinen Enkel eine Art Harmonium, indem er das Akkordeon auf ein Gestell montierte an dem Lutz mit Hilfe einer Pedalerie den Balg bedienen konnte. Der Dank dafür waren Volks- und Kinderlieder, aber auch aus dem Radio Gehörtes. Bald darauf klang täglich Musik aus dem Kinderzimmer.
Mit dem Bau einer elektronischen Heimorgel der Firma Dr. Böhm stillte Lutz´ Opa kurze Zeit später dessen Hunger nach mehr musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten. Lutz brachte sich das Fußpedalspiel selbst bei und war fasziniert von dem Klangreichtum der Orgel. Mittlerweile spielte der Siebenjährige Schlager und Orgelklassiker, alles nach Gehör und ohne Noten.
Die brachte ihm sein erster Musiklehrer näher, bei dem Lutz auch zusätzlich die Blockflöte erlernte. Es folgten weitere, größere Orgeln, die Lutz in kürzester Zeit beherrschte und an denen er mittlerweile auch Swing, Jazz und lateinamerikanische Musik fabrizierte.
Ab seinem zwölften Lebensjahr erhielt Lutz Klavierunterricht bei Frau Prof. Christa-Maria Hartmann, die Lutz eine fundierte klassische Ausbildung angedeihen ließ, wohl aber seine Vorliebe für den Jazz bemerkte und diese durch Transkriptionen von Chick Corea und Art Tatum förderte. Während dieser Zeit nahm Lutz an etlichen Orgelwettbewerben teil, die damals von allen renommierten Herstellern veranstaltet wurden. In der Vitrine verstaubt so heute unter anderem der Pokal „Europameister an der WERSI- Orgel“. So etwas gibt es!
Schon vor seinem Abitur 1991 bewarb sich Lutz an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung begann er im selben Jahr sein Musikstudium im Fach Musikpädagogik/ Popularmusik mit dem Hauptfach Keyboard/ Klavier. Er hatte Unterricht bei Otto Wolters, Achim Gieseler und weiterhin bei Prof. Hartmann, als Nebenfach belegte er Schlagzeug bei Heinrich Hock.
Während des Studiums gründete Lutz erste Jazzbands, pflegte seine Liebe zur (inzwischen Hammond-) Orgel und entdeckte seine große Leidenschaft: die Big Band. Mit einigen Kollegen, die er in diesen frühen 90er Jahren kennenlernte, arbeitet er noch heute zusammen- Hervé Jeanne, Stephan Abel, Olaf Casimir, Oliver Perau, Mousse-T. Auch seine damalige Frau und Mutter seines 1993 geborenen Sohnes ist Musikerin – das Paar steht viele Jahre gemeinsam auf der Bühne.
1996 schließt Lutz sein Studium mit Diplom ab und steckt schon mitten im Musikerleben. Mit Terry Hoax geht er 1995 auf Deutschlandtour, spielt auf etlichen Produktionen von Mousse-T (unter anderem dem Welthit „Sexbomb“), gibt viele Konzerte mit seinen Jazzbands Organeyes, Kieslaster, Simple Truth, After Hours, Lutz „Hammond“ Krajenski Group. Mit seiner Coverband Jet Society bestreitet er Auftritte im In- und Ausland u.a. für Fujitsu-Siemens, Datev, BMW, Olivetti, Cellway, BHW, Alstom und Philip- Morris.
Als Organist begleitet er Inga Rumpf bei „Walking In The Light“ (Album und Tour 1999/2000); im selben Jahr bestreitet er zahlreiche Engagements im Rahmen der Expo 2000 in seiner Heimatstadt Hannover, u.a. für das Land Niedersachsen und die e.V. Kirche. Bei der Albumproduktion zum Album “Word Of Mouth” lernt er 2005 den britischen Soulsänger Roachford kennen, der ihn sofort als Keyboarder in seine Band holt.
Eine Weichenstellung ist zweifelsohne das Zusammentreffen mit dem Sänger Roger Cicero 1999. Aus der musikalischen „Liebe auf den ersten Blick“ entwickelt sich in kürzester Zeit eine intensive Zusammenarbeit die u.a. in der Gründung einer eigenen Big Band im Jahre 2001 mündet, in der Cicero als Frontmann und die Creme de la Creme der hannoverschen Szene als Bläsersatz und Rhythmusgruppe fungiert. Von Anfang an spielt die Band bis auf eine einzige Ausnahme ausschließlich von Lutz selbst arrangiertes Material; dadurch und durch das einzigartige Zusammenspiel aller Musiker entwickelt die Band schnell einen unverkennbaren, eigenen Sound.
Als Cicero im Jahr 2005 seine überragende Solokarriere startet, ist Lutz als musikalischer Direktor, Pianist, Arrangeur und Bandleader seiner inzwischen durch einige Hamburger Musiker ergänzten Big Band von Anfang an dabei. Die Bilanz Ciceros bis heute: 3 Alben mit über einer Million verkauften Exemplaren, 3 umjubelte Tourneen mit mehreren hundert Konzerten, Gewinn des Musikpreises „Echo“, Teilnahme am Eurovision Song- Contest. 2015 arrangiert Lutz das vielbeachtete Programm „Roger sings Sinatra“, welches als Album und Live-DVD erschien. Es war die letzte Bigband-Produktion vor dem überraschenden, viel zu frühen Tod von Roger.
Als Arrangeur war Lutz außer für seine eigenen Projekte in den letzten Jahren u.a. für die Expo 2000, das ZDF, den NDR, den WDR, den Friedrichstadtpalast Berlin, die Thilo Wolf Big Band und Pepe Lienhard tätig. Als Pianist, Organist und Keyboarder stand er mit Künstlern wie Stefan Gwildis, Omar, Randy Crawford, Thomas Quasthoff, Carla Bley, Till Brönner, Joja Wendt, Max Mutzke und Udo Jürgens auf der Bühne.
Im Jahr 2009 begann die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler und Sänger Ulrich Tukur im Rahmen der Produktion „Mezzanotte – Lieder einer Nacht“. Lutz fungiert auch hier als musikalischer Leiter, Arrangeur und Pianist sowohl auf dem im Herbst 2010 erscheinenden Album wie auch bei der deutschlandweiten Tournee 2010/2011.
Weitere Stationen in Lutz´ Karriere waren die Mitwirkungen am Orchesteralbum „Eine Frau“ von Jasmin Tabatabai, Live- Keyboards bei Tom Jones im Rahmen einer USA- Tournee und seine Produktion „Symphonic Motown“, bei der er die Hits des gleichnamigen, legendären Plattenlabels für Orchester, Band und Sänger arrangierte. Ein Kontakt nach Estland bescherte ihm die Ehre, das 25jährige Jubiläumsalbum der „Estonian Writers Society“ zu produzieren, bei dem er estländische Hits der letzten 50 Jahre neu für Bigband arrangierte.
>In jüngerer Zeit schreibt Lutz immer mehr für größere Ensembles und hat darüberhinaus seine Liebe zum Crossover zwischen Klassik und Jazz entdeckt. So gibt er regelmäßig gemeinsame Konzerte mit dem Pianisten Markus Becker, spielt an der Hammond zusammen mit den mit den „Hannover Harmonists“ sein Programm „Luther 2.0“ und ist seit kurzem auch wieder preisgekrönt: Das von ihm produzierte Album „Karneval der Tiere“ der Hamburger Formation „Salut Salon“ erhielt den Klassik- Echo 2016. Es ist nach „Weihnachten mit Salut Salon“ bereits das zweite Album, dass die vier Hamburger Damen gemeinsam mit Lutz produzierten.